Ich spüre mein Herz stark, doch ruhig und gleichmäßig in meiner Brust schlagen, als wäre es die Zeremonialtrommel für das bevorstehende große Finale.Ich nehme einen tiefen Atemzug der kalten Winterluft und rufe mit lauter, klarer Stimme zu den vielen gespannten Gesichtern, die mir entgegenblicken. „Ich spreche jetzt zu jedem einzelnen von euch!“ Ich schaue dem Mann der ganz rechts in der ersten Reihe steht direkt die Augen. „Ich spreche also zu dir“ Ich fixiere das Augenpaar einer Frau links von ihm. „Und zu dir“ Ich gehe mit ruhigem Schritt die Reihen entlang. Schon längst habe ich vergessen, dass wir das 21. Jahrhundert schreiben und finde mich auf einem uralten Schlachtfeld wieder, vor mir meine Krieger. Bereit einzustehen und zu kämpfen, für sich und ihr Leben und das so vieler anderer. Während ich langsam und laut zu sprechen beginne, schaue ich jedem einmal direkt ins Gesicht. „Bist du es leid deine Grenzen nicht klar genug setzen zu können?“ Ich mache eine Pause, hole tief Luft und spreche weiter. „Fühlst du dich oft überfordert und wie gelähmt, wenn eine große Herausforderung vor dir steht?“ Ich sehe einige von ihnen nicken. „Spürst du, dass in dir viel mehr Kraft steckt als du zulässt?“ Rufe ich herausfordernd, mit einem leichten Schmunzeln. Viele nicken jetzt zustimmend, manche erwidern das Schmunzeln. „Hast du manchmal Angst, was passiert, wenn du sie entfesselst?“ Einige Gesichter werden ernster und ich kann ihre Angst förmlich spüren. Während ich weiter durch eine weitere Reihe schreite, rufe ich laut. „Oft trauen wir uns nicht, unsere Wut als Kraft zu nutzen. Je mehr du es jedoch schaffst, desto besser kannst du für dich einstehen, Grenzen setzen und das erreichen, was dir wichtig ist!“ Zustimmendes Raunen erfüllt die Luft wie ein langsam wilder werdender Bienenschwarm.

„In den letzten Jahren habe ich immer mehr meine Wut und somit meine Kraft wiedergefunden Erst wurde es ganz stürmisch, wild und laut. Dann kehrte Frieden ein. Denk dran, es geht nicht darum wer lauter oder wilder sein kann, es ist keine Show. Dieses Ritual ist ein tiefer Selbstausdruck. Du verbindest dich mit dir, den anderen und der Erde. Sobald du um deine Kraft weiß, trägst du sie ganz ruhig in dir, als Klarheit und Präsenz.“ Die letzten zwei Worte betone ich besonders deutlich. „Deine Ahnen stehen hinter dir, du spürst sie ganz nah. Indem du dich mit ihnen, mit deinen uralten Wurzeln verbindest, bist du unbesiegbar. Schau in ihre Gesichter, es sind tausende. Sie alle kamen vor dir und sind der Grund, warum du auf dieser Welt bist. Sie sind bereit für dich zu kämpfen, wie eine Armee. Doch ihre Bereitschaft und Unterstützung zu spüren ist alles, was du brauchst. Denn jetzt bist du dran. Deine Zeit ist gekommen! Spüre den Boden unter deinen Füßen. Genau jetzt, sehe ich hier keine einzelnen Menschen auf ihrem individuellen Weg. Ich sehe eine Einheit, die sich gemeinsam ihrer Angst stellt und Ja zum Leben sagt! „Bist du bereit?“ Rufe ich mit wilder herausfordernder Stimme über die Reihen hinweg. Meine Energie überträgt sich direkt auf die Gruppe und die Wirkung meiner Worte lässt nicht lange auf sich warten. Ich höre zustimmende Rufe, sehe und höre viele mit den Füßen scharren und aufstampfen. Einige schlagen sich mit der Faust auf die Brust oder die Schenkel, fauchen, schreien und ziehen wilde verzerrte Grimassen. Es dauert eine Weile bis sich alle wieder gesammelt haben und ich warte ab bis kein Laut mehr zu hören ist. Alle warten jetzt gespannt auf mein Zeichen. Meine Faust stößt nach oben Richtung Himmel und mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft rufe, ja brülle ich. „Ka Mate!“ Arme werden die Luft gerissen, Füße stampfen auf und gefühlt hunderte Kehlen brüllen, fauchen mir entgegen. „Hiiiiii!!!“ Und, das Ritual beginnt. ——- In dieser Erzählung finden sich verschiedene Erlebnisse meiner Wutkraft Workshops der letzten Jahre wieder, denn es ist für mich jedes Mal wie ein Rausch dem eine starke Erdung und Klarheit zugrunde liegt. Das Kraftritual ist stark inspiriert durch den Haka Tanz der Maori, die Ureinwohner Neuseelands als auch immer mehr durch Bräuche der Kelten, Germanen und Wikinger.